Bern, 21. Dezember 2021
Medienmitteilung
Mit moderaten Massnahmen die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz senken
Zwei eidgenössische Volksinitiativen lanciert: die «Einmal-darüber-schlafen-Initiative» und die «Lebensfähige-Babys-retten-Initiative»
Weil ihren Interpellationen und Motionen im Parlament nicht stattgegeben wurde, haben Nationalrätinnen und Nationalräte zusammen mit weiteren engagierten Bürgerinnen und Bürgern zwei Volksinitiativen lanciert. Die erste Initiative will vor jeder Abtreibung einen Tag Bedenkzeit einführen, die zweite richtet sich gegen die schockierende Praxis der Spätabtreibungen. Die Sammelfrist beginnt heute und endet am 21. Juni 2023.
Bei jedem wichtigen Entscheid im Leben macht es Sinn, einmal darüber zu schlafen. Bei einer Abtreibung erst recht. Ein Tag Bedenkzeit schützt Frauen vor überstürzten Entscheidungen unter Druck und Stress. Und nur mit einer Bedenkzeit können sie auch ihr Recht wahrnehmen, den vom Arzt oder der Ärztin überreichten Leitfaden mit Hilfsstellen zu konsultieren und um Hilfe nachzufragen. In 18 Ländern Europas existiert bereits eine Bedenkzeit: In Deutschland zum Beispiel schlafen Frauen mindestens dreimal darüber, in Italien siebenmal. In der Schweiz sollen Frauen mindestens einmal darüber schlafen. Damit könnten schätzungsweise 10 % aller Schwangerschaftsabbrüche, das sind mehr als 1000, vermieden werden.
Am 16. Juni 2014 reichte Nationalrätin Verena Herzog eine Motion ein mit dem Titel «Massnahmen zur Reduktion der Schwangerschaftsabbrüche» (14.3442). Darin empfahl sie unter anderem eine dreitägige Bedenkzeit vor jeder Abtreibung. Die Motion wurde 2016 ergebnislos abgeschrieben. Deshalb wird das Anliegen nun mit der Volksinitiative «Einmal darüber schlafen» erneut aufgenommen.
Fortschritte in der Neonatologie ermöglichen es, dass Frühgeburten bereits in der 22. von 40 Schwangerschaftswochen gerettet werden können und gesund überleben, sofern sie angemessene intensivmedizinische Pflege erhalten. Deshalb sollte ungeborenen Babys zu einem Zeitpunkt, in dem sie ausserhalb des Mutterleibes überleben und atmen könnten, ein absolutes Recht auf Leben zugestanden werden, wie es Frühgeborene haben. Rund 100 Babys pro Jahr könnten dadurch überleben.
In zwei Interpellationen (17.3554 / 19.3713) hat Nationalrat Erich von Siebenthal auf das ethische Problem der Spätabtreibungen in der Schweiz hingewiesen. Am 4. Mai 2020 hat Nationalrätin Yvette Estermann in einer Motion (20.3191) nachgedoppelt und gefordert, die Zahl der Spätabtreibungen in der Schweiz mit geeigneten Massnahmen zu reduzieren. Diesen parlamentarischen Vorstössen wurde keine Folge gegeben. Deshalb braucht es jetzt die Volksinitiative «Lebensfähige Babys retten».
Für beide Volksinitiativen werden aus Synergiegründen gemeinsam Unterschriften gesammelt.
Für weitere Informationen:
Einmal-darüber-schlafen-Initiative: Nationalrätin Andrea Geissbühler, Tel.: 076 313 32 75
Einmal-darüber-schlafen-Initiative: Kantonsrätin Maria Rita Marty, Tel.: 044 421 36 36
Lebensfähige-Babys- retten-Initiative: Nationalrätin Yvette Estermann, Tel.: 041 310 90 90
Lebensfähige-Babys-retten-Initiative: Nationalrat Erich von Siebenthal, Tel.: 078 856 12 40